Filmklub 2015

FILMKLUB 2015 im Volkskundemuseum Wien

Mit Beginn des Jahres 2015 hat der Filmklub ein neues Zuhause gefunden. Nach langer und erfolgreicher Zusammenarbeit mit dem Weltmuseum Wien, das derzeit im Umbau begriffen ist, freuen wir uns auf die neue Kooperation mit dem Volkskundemuseum Wien. Ein Haus, das nicht nur mit umfangreichen Sammlungen zur historischen wie rezenten Alltagskulturen Europas aufwartet, sondern sich außerdem als Ort für Austausch mit anderen Disziplinen und Kunstfeldern versteht. In diesem Sinne sind die besten Voraussetzungen geschaffen, um mit einem vielseitigen Publikum ins Gespräch zu kommen.



PROGRAMM

15.01.2015

SPIRITS OF ENVY
Helene Basu | Indien, Deutschland 2013 | 83 Min. | OmeU

In vielen Kulturen und Religionen wird Neid als moralische Bedrohung für menschliche Bindungen und persönliches Wohlergehen verstanden. In Indien konvergieren hinduistische und islamische Vorstellungen von Neid als einer aggressiven Macht, die in Ritualen schwarzer Magie praktisch zur Anwendung gebracht wird. Prof. Dr. Helene Basu erkundet den moralischen Diskurs von schwarzer Magie und die Praktiken rituellen Heilens, die mit Gebeten und Trance arbeiten. Ein mitreißender ethnographischer Exkurs in ungewohnte Bilderwelten, die neue Perspektiven auf menschliche Unzulänglichkeiten und die Zusammenhänge von Missgunst, Schuldgefühlen und Ängsten erlauben.


19.02.2015

THE BASTARD SINGS THE SWEETEST SONG
Christy Garland | Guyana, Kanada, Dänemark 2012 | 71 Min. | OmeU

Muscle ist ein vielbeschäftigter Mann in Georgetown, Guyana. In der Hoffnung seiner Familie eines Tages besseres zu ermöglichen, schlägt er sich mit der Aufzucht von Kampfhähnen und Singvögeln durch. Wenig erfolgreich versucht er außerdem, seine Mutter Mary vom Trinken abzuhalten. Die 74-jährige Frau ist eine leidenschaftliche Poetin voller Witz und Verstand und ihre Familie lauscht ihr bewundernd, wenn sie ihre alten Gedichte rezitiert. Doch nachts schleicht sie sich immer wieder aus dem Haus auf der Suche nach einem guten Tröpfchen, das ihr hilft zu vergessen. Muscles Bemühungen um seine Mutter werden zunehmend auf die Probe gestellt, bis er sich gezwungen sieht, härtere Maßnahmen zu ergreifen.


19.03.2015

SINCE I WAS BORN
Laura Delle Piane | Palästina, Frankreich 2013 | 54 Min. | OmeU

Dheisheh Flüchtlingslager, West Bank. Über 13.000 Menschen leben auf 1,5 km2. Einer von ihnen ist der elfjährige Tamer. Wie alle Kinder in diesem Lager, träumt Tamer von der Befreiung seines Landes schlüpft beim Spielen bereits in die Rolle eines Widerstandkämpfers. Sein Vater und großes Vorbild versucht ihn von den Gefahren des Lebens unter israelischer Besetzung zu beschützen, möchte ihm aber auch bei der Erfüllung seines Traumes zu helfen: Tamer möchte das Meer sehen. Es ist nur 40 Kilometer entfernt, aber auf der anderen Seite der Mauer.


16.04.2015

OUR MISSIONARIES
Martin Gruber | Guinea 2013 | 8 Min. | OmeU

Ein Dorf an der westafrikanischen Küste Guineas. Christliche Missionare hatten sich hier niedergelassen, um das Christentum in die islamisch geprägte Region zu bringen. Die Dorfbewohner haben gute Erinnerungen an ihre Besucher und die gemeinsame Zeit.  Trotzdem waren sie nach einigen Jahren wieder verschwunden – und haben viele ihrer Habseligkeiten zurückgelassen. Our Missionaries erzählt die Geschichte einer missverstandenen interkulturellen Begegnung anhand der Erinnerungen der Dorfbewohner und dem materiellen Vermächtnis der Missionare. 

FRAMING THE OTHER
Ilja Kok, Willem Timmers | Äthiopien, Niederlande 2011 | 25 Min. | OmeU 

Die Mursi leben im Flussbett des Omo im ostafrikanischen Staat Äthiopien. Die Frauen der Mursi sind bekannt dafür, dass sie große Teller in ihre Unterlippen einsetzen und reich dekorierte Ohrringe tragen – Körperschmuck, der in den letzten Jahren zur Touristenattraktion geworden ist. Jedes Jahr kommen hunderte westliche Touristen, um die ungewöhnlich geschmückten Mursi zu sehen und zu fotografieren – mittlerweile Haupteinnahmequelle für die lokale Bevölkerung. Je exotischer, umso mehr Geld sind die Touristen bereit zu bezahlen. Durch die übertriebene Darstellung der Gewohnheiten und Lebensabläufe beginnt sich auch die traditionelle Kultur aufzulösen. Framing the Other portraitiert die komplexen Beziehungen zwischen Tourismus und Gemeinschaften vor Ort, exemplarisch veranschaulicht anhand der intimen Gespräche mit einer Mursi Frau aus Südäthiopien und einer niederländischen Touristin, die sich auf ein Zusammentreffen vorbereiten. Der humorvolle und gleichzeitig unangenehme Film zeigt den zerstörenden Charakter, der dem Tourismus innewohnt und stellt Fragen nach Gleichgewicht und Macht.


17.09.2015

LEAVING GREECE
Anna Brass | Griechenland, Deutschland 2013 | 79 Min. | OmeU

Drei junge afghanische Flüchtlinge sind, wie tausend andere, vor den Toren Europas gestrandet. In einem abgeschiedenen Haus an der griechischen Küste versuchen sie seit drei Jahren den Teufelskreis der europäischen Asylpolitik zu durchbrechen. Mit viel Gespür für die notwendigen Kleinigkeiten erzählt dieser Film nicht nur von aktuellen politischen Fragen, sondern auch von dem täglichen Hoffen und Bangen dieser Menschen, für die Europas bürokratische Mühlen zu langsam mahlen und deren Zukunft mehr als ungewiss ist.


15.10.2015

WHAT IS A PEOPLE WITHOUT LAND?
Kathrin Gradt, Erwin Schweitzer, Martin Lintner | Südafrika, Österreich 2015 | 60 Min. | Omdu  

Viele SüdafrikanerInnen betrachten Land als Grundlage für ökonomische Entwicklung, kulturelle Entfaltung und selbstbestimmte Identität. Seit der Einführung der Demokratie in Südafrika 1994 können Menschen, deren Land durch Kolonialismus und Apartheid geraubt wurde, dieses wieder zurückfordern. Der Dokumentarfilm zeigt wie die Griqua, eine indigene Gruppe, die neuen rechtlichen Möglichkeiten nutzen, um für die Rückgabe des Landes ihrer Ahnen zu kämpfen. Anhand mehrerer Fallbeispiele in verschiedenen Regionen Südafrikas illustriert der Film die starke emotionale Bindung einzelner Griqua an ihr Land. Gleichzeitig verdeutlichen diese Fälle den Zusammenhang zwischen Landrechten und der Ausübung der eigenen Kultur, entwicklungspolitischer Themen, Bildung, Einkommensmöglichkeiten sowie Spiritualität.


19.11.2015

DONKEYMENTARY – LIFE THROUGH THE EYES OF A DONKEY
Arman Yeritsyan, Vardan Hovhannisyan | Armenien 2012 | 52 Min. | OmeU

Dies ist eine Donkeymentary – ein humorvoller Dokumentarfilm über eine kleine Insel mit vielen Eseln. Lamu, vor der Küste Kenias, ist das zu Hause von 24.000 Menschen, 6.000 Eseln, nur zwei Autos und einem 14-jährigem Eselrennchampion, Shee Famao, dessen größter Lebenstraum nichts mehr ist, als einen eigenen Esel zu besitzen. Shee, einer der bekanntesten Buben in Lamu, ist dreifacher Sieger der berühmten Eselrennen der Insel, einem Ort, wo jeder unermeidlich im Eselverkehr stecken bleibt, wo die größte humanitäre Organisation ein Eselspital ist und diese Tiere den Schlüssel für den Lebensunterhalt der meisten BewohnerInnen darstellen.
Aber das Leben von Shee ist voller Kontraste, er ist der beliebteste aber auch der ärmste Bub auf der Insel, er ist ein Schulkind gefangen in der Verantwortlichkeit eines „ernährenden Vater“ für seine Familie, ist er ein Krimineller, der von seiner Gemeinschaft und sogar der Polizei respektiert wird. Er ist der Held der Insel aber ohne sein siegreiches Pferd – den Esel!


17.12.2015

FOUR YEARS OF NIGHT
Itamar Alcalay | Israel 2013 | 54 Min. | OmeU

“Am I a traitor? Obviously.” In den späten 1970er Jahren verbrachte der jüdische Photograph Esaias Baitel vier Jahre mit einer Pariser Neo-Nazi Gruppe. Seine wahre Identität versteckend, erwarb er ihr Vertrauen und lebte im Kreise der Gang-Mitglieder, wo er intime Porträts ihres alltäglichen Lebens erstellte. Jahrelang führte der junge Familienvater so ein Doppelleben, indem er trotz großen Unverständnisses Nähe und Vertrauen zu diesen jungen Menschen aufbaute. Trotz der grauenvollen Taten, von denen er Zeuge wurde, porträtierte er sie als Individuen mit Hoffnungen, Wünschen und Geschichten. Daraus entstand eine einzigartige Kollektion fesselnder Photographien und begleitendem Audio-Material, das einen Einblick in die komplexe menschliche Natur und die fast unmögliche Koexistenz von Toleranz und Intoleranz erlaubt. Diese Situation kreierte eine derart komplexe Position für den jungen Photographen, die ihn letztendlich mit einem inneren Konflikt zurückließ, über den er nun, mehr als dreißig Jahre danach, reflektieren kann. Zwischen Vergangenheit und Gegenwart, in expressivem Schwarz und Weiß, erzählt „Four Years Of Night“ von der Suche eines jungen Künstlers nach Bedeutung und Menschlichkeit.