WETTBEWERBE 2025
IDA – International Documentary Award
Kuration: Marie-Christine Hartig, Martin Lintner
IDA-Komitee: Valentina Duelli, Susana Ojeda, Marieluise Röttger.
Preisgeld: € 1.000.-
Jury:
Anne Faucheret (Kuratorin)
Borjana Gaković (Film- und Medienwissenschaftlerin)
Marissa Lobo (Künstlerin & Kulturschaffende)
Preis gestiftet von: Zukunftsfonds der Republik Österreich
Gewinnerfilm
HOME GAME von Lidija Zelovic | Niederlande 2024
JURYSTATEMENT: Die Jury des IDA-Wettbewerbs möchte sich als erstes herzlich bedanken für die Einladung und die Möglichkeit, an diesem schönen Festival mit vielfältigem Programm teilzunehmen. Wir möchten betonen, dass wir alle Filme im Wettbewerb als bereichernd empfunden haben; jeder einzelne hatte uns auf irgendeine Weise tief berührt: ob durch die großartigen, inspirierenden Protagonist*innen und die Wichtigkeit der Themen, die sie verhandeln, oder durch die beeindruckende Montage, die gewählten Einstellungen und Materialien, den bestimmten filmischen Zugang.
Nach einer intensiven Diskussion und Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Film aus dem Wettbewerbsprogramm, mussten wir feststellen, dass ein Film heraussticht, weil er all diese Aspekte auf besondere Weise verbindet. In diesem Film ist die Protagonistin auch Regisseurin, Szenaristin, Kamerafrau, Editorin, Koproduzentin.
Der Film verbindet in einer beeindruckend präzisen Montage und einer bis ins kleinste Detail durchdachten filmischen Erzählung die Mikrogeschichte einer vom Krieg, Zerstörung und Flucht betroffenen Familie mit dem größeren Kontext der Machtzentren europäischer (und auch Welt-) Politik, in welchen der Aufstieg der Neuen Rechten und Rassismus längst an der Tagesordnung sind und sich nun auf die Straßen und in den Alltag unserer polarisierten Gesellschaften übertragen. Wir haben uns für einen Film entschieden, der uns eindringlich davor warnt, dass diese beängstigende Entwicklung vor der eigenen Haustür nicht unbedingt Halt macht und dass der Krieg längst angefangen haben kann, bevor ein erster Schuss fällt. Dieser dringlichen Warnung möchten wir uns anschließen und vergeben den Preis an Lidija Zelović für HOME GAME.
Nominierte Filme
EVA – Excellence in Visual Anthropology Award
Kuration: Marie-Christine Hartig, Martin Lintner
EVA-Komitee: Valentina Duelli, Susana Ojeda, Marieluise Röttger.
Preisgeld: € 1.000.-
Jury:
Sophia Hochedlinger (Festivalleiterin & Filmemacherin)
Klára Trencsényi (Filmemacherin)
Weina Zhao (Filmemacherin)
Preis gestiftet von: Institut für Kultur- und Sozialanthropologie
Gewinnerfilm
ANGRY SPIRITS von Iris Pakulla | Deutschland, Mongolei 2024
JURYSTATEMENT:Es ist ein filmisches Werk von bemerkenswerter Kunstfertigkeit, das den Zuschauer*innen in eine lebendige Traumwelt entführt, in der die Grenzen zwischen spiritueller und materieller Welt verschwimmen. Die hybride Form spiegelt die komplexe Reise der Protagonistin wider, die eine Brücke zwischen diesen gegensätzlichen Sphären schlägt. Durch diese nahtlose Verschmelzung schafft der Film eine einzigartige filmische Sprache, die das empfindliche Gleichgewicht zwischen Tradition und Moderne, persönlicher Introspektion und gesellschaftlichen Strukturen vermittelt. Die durch den Bergbau verursachte Verwüstung der Landschaft dient sowohl als buchstäbliche als auch als symbolische Kraft der Zerrüttung und stellt die Verbindung zwischen der Protagonistin und ihrem ancestralen Land in Frage. Die Regisseurin bietet einen seltenen und tiefen Einblick in die zeitgenössische mongolische Gesellschaft, indem sie ihre sich entwickelnde Identität und die komplizierte Beziehung zwischen Individuen und ihrem kulturellen Erbe hervorhebt.
Für die filmische Innovation, das herausragende Sounddesign und Sensibilität würdigen wir Angry Spirits als einen Film, der im Gedächtnis bleibt, nicht nur wegen seiner atemberaubenden Bilder, sondern auch wegen seiner Fähigkeit, das Unsichtbare spürbar zu machen.
Honorable Mention
TARANTISM REVISITED von Anja Dreschke & Michaele Schäuble | Deutschland, Schweiz 2024
JURYSTATEMENT: Ein fein-gewobener Essayfilm mit mehreren Themen und Fäden, die mit faszinierenden visuellen und akustischen Archiven verschränkt sind und eine fesselnde filmische Reise in die Welt des Tarantismus und der Anthropologie bieten. Er beleuchtet das immer wiederkehrende Thema der Trance- und Heilungsrituale aus verschiedenen, vielschichtigen Perspektiven und reflektiert das Erbe des renommierten italienischen Anthropologen Ernesto de Martino, der in den 1960er Jahren den Tarantismus in Apulien, Italien, erforscht hat. Der Film beleuchtet die Beziehung zwischen einer Forscherin (eine von Martinos Studentinnen) und einer Tarantata, der betroffenen Frau, anhand von persönlichen Briefen, die im Laufe der Jahre ausgetauscht wurden. Die Briefe offenbaren eine einseitige Dynamik, die die emotionale und ethische Komplexität der Beziehung zwischen Anthropologin und Subjekt verdeutlicht. In dem Maße, in dem sich die Anthropologin zurückzieht, beginnt die Tarantata, ihre eigene Stimme zu artikulieren, und bietet damit eine Form der Autoethnographie, die Abwesenheit in Anwesenheit und Schweigen in Zeugnis verwandelt.
Die Filmemacherinnen führen die Zuschauer*innen durch bemerkenswerte ethnografische Archive und einfühlsam gedrehtes Filmmaterial, Zeugnis eines Jahrzehnts der Forschung und des Experimentierens mit Erzählstrategien, um dieses anspruchsvolle Thema in eine subtile und zum Nachdenken anregende Geschichte zu verwandeln.
Wir freuen uns, „Tarantism Revisited“ mit einer lobenden Erwähnung für die unglaubliche Recherche, seine herzerwärmende Intimität und reflektierende Tiefe auszuzeichnen.
Nominierte Filme
ADA – Austrian Documentary Award
Kuration: Marie-Christine Hartig, Martin Lintner
Preisgeld: € 1.000.-
Jury:
Pêdra Costa (performer, visual & urban anthropologist)
Sara Fattahi (Filmemacherin)
İpek Hamzaoğlu (Künstlerin, Filmemacherin & Kulturschaffende)
Preis gestiftet von: Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden
Gewinnerfilm
THE LIFE OF SEAN DELEAER von Markus Zizenbacher | Österreich 2024
JURYSTATEMENT: Es war unmöglich, die sechs Dokumentarfilme direkt miteinander zu vergleichen. Jeder von ihnen ist auf seine Weise einzigartig, fängt einen bestimmten Raum, eine bestimmte Zeit, bestimmte Protagonist:innen ein, einige sind überfüllt mit Menschen, andere sind gespenstisch spärlich. Gemeinsam malen sie ein Porträt unserer ungleichen Gesellschaft.
Der ausgewählte Film ist ein unverblümter Liebesbrief an das Leben in seiner Stärke und Zerbrechlichkeit, in seiner Gegenwart und seinen Verlusten. Es ist ein kunstvolles Porträt, nicht nur eine Hommage an eine Ikone, sondern auch ein lebendiger filmischer Ausdruck von Freundschaft und der Underground-Musikszene der 80er und 90er Jahre. Ein Film wie seine Hauptfigur: authentisch und lebendig. Ein zeitreisendes Kunstwerk, das rohes und intimes Archivmaterial, die Sean DeLear selbst gedreht hat, nahtlos mit zeitgenössischen Aufnahmen und seinen eigenen Tagebüchern verwebt. Der Film schlägt eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart und zeigt die Schönheit in der Brutalität. Im Mittelpunkt steht Sean DeLear, eine strahlende, magnetische Präsenz, deren Rolle in der Band Glue und in weiteren kulturellen Räumen und darüber hinaus als Kreuzungspunkt für Identität, Performance und Beharrlichkeit im Leben diente. Dieser Film zeichnet sich durch seine kühne künstlerische Vision, seine emotionale Tiefe und seine kulturelle Dringlichkeit aus.
Der Preis der ADA-Jury ethnocineca 2025 geht an The Life of Sean DeLear von Markus Zizenbacher, der nicht nur ein einzelnes Leben, sondern eine ganze Epoche und das Echo, das sie bis heute in unserer Welt hinterlässt, einfängt.
Nominierte Filme
ISA – International Shorts Award
Kuration: Marie-Christine Hartig, Martin Lintner
ISA-Komitee:Valerie Blankenbyl, Katja Seidel
PUBLIKUMSPREIS
Das Publikum stimmt bei den Vorführungen des Kurzfilmprogramme ISA I & ISA II über den Gewinnerfilm ab. Der Siegerfilm wird bei der Award Ceremony am 14. Mai 2025 wiederholt.
Preisgeld: € 500.-
Preis gestiftet von: Verwertungsgesellschaft für audio-visuelle Medien
Gewinnerfilm
RUN – THE LONGEST RIVER OF IRANvon Sahand Sarhaddi, Schweiz, Iran, Finnland 2024
Nominierte Filme
ISA I
ISA II
ESSA – Ethnocineca Student Shorts Award
Kuration: Marie-Christine Hartig, Martin Lintner
ESSA-Komitee: Valerie Blankenbyl, Katja Seidel
PUBLIKUMSPREIS
Das Publikum stimmt bei der Vorführung der Kurzfilmprogramme ESSA I & ESSA II über den Gewinnerfilm ab. Der Siegerfilm wird bei der Award Ceremony am 14. Mai 2025 wiederholt.
Preisgeld: € 500.-
Preis gestiftet von: Basisgruppe Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Gewinnerfilm
COMMODO von Elettra Gotti, Italien, Großbritannien 2024
Nominierte Filme
ESSA I
ESSA II