Rahmenprogramm 2025

KEYNOTE 2025

KEYNOTE 2025

HAUNTINGS: THE UNFINISHED BUSINESS OF COLONIALISM

JACQUELINE NSIAH | Kulturanthropologin, Filmkuratorin                              

DONNERSTAG, 08.05. | 18:30 Uhr
Votiv Kino, Gr. Saal
FREIER EINTRITT – TICKETS

© Eric Gyamfi

Der Kolonialismus ist nicht bloß Geschichte – er ist ein Gespenst, das die Gegenwart prägt und die Zukunft der Menschen in Afrika und der afrikanischen Diaspora verdunkelt. Die Plünderung der Afrikanischen Länder, Kulturen und Wissenssysteme endete nicht mit der Unabhängigkeit. Sie setzt sich fort in verlorenen Sprachen, in umgeschriebenen Geschichten, in gebrochenen Identitäten und in gestohlenen Artefakten, die in westlichen Museen aufbewahrt werden. Menschen afrikanischer Herkunft werden nicht nur von dem verfolgt, was ihnen genommen wurde, sondern auch von der ständigen Forderung, ausgelöschte Erzählungen wieder zusammenzusetzen und das, was ihnen gehörte, zurückzufordern. 

Im Gegensatz zum Sankofa-Prinzip, das uns dazu auffordert, zurückzublicken, um voranzukommen, sind Menschen afrikanischer Herkunft in einem endlosen Kreislauf gefangen und gezwungen, zurückzublicken, aber nicht als ein Akt der Ermächtigung, sondern als eine Notwendigkeit zum Überleben. Sie werden verfolgt von Verfälschten Erinnerungen, dem Kampf um Wiedergutmachung und anderem mehr.  Und so stellt Nsiah die Fragen: Ist diese Konfrontation mit der Vergangenheit notwendig? Oder wird dieser Spuk selbst zu einer weiteren Form der kolonialen Kontrolle, die daran hindert, sich eine Zukunft jenseits dessen vorzustellen, was gestohlen wurde? 

In Ihrem Vortrag möchte sie deutlich machen, dass sich die Vergangenheit abgesehen vom Offensichtlichen, dem Physischen, auch im Unterbewusstsein und in der DNA der Menschen des Afrikanischen Kontinents manifestiert hat. In ihrer Keynote wird sie auch auf der Grundlage der im Programm vorgestellten Filme über all dies nachdenken. Vielleicht gibt es keine Antworten, aber manchmal ist das Stellen von Fragen auch eine Form der Suche nach Antworten. 

Begleitet wird die Keynote von einer Performance von Karine LaBel (Haiti) und Achmet M’baye (Percussion, Senegal).

Vortrag in Englischer Sprache.

BIOGRAPHIE

Jacqueline Nsiah ist Kulturanthropologin, freiberufliche Filmkuratorin und Programmgestalterin mit fast zwei Jahrzehnten Erfahrung im internationalen Filmfestivalbereich. Sie hat einen MA in Visueller und Medienanthropologie von der Freien Universität Berlin und einen BA in Afrikanistik und Politik von der SOAS.

Nsiah war bei zahlreichen Festivals in Schlüsselpositionen tätig, unter anderem als Co-Direktorin des Cambridge African Film Festival, als Produzentin des Real-Life Documentary Film Festival in Accra und als Assistant Producer beim Rio International Film Festival. Sie hat als Gastmanagerin an der Panorama-Sektion der Berlinale mitgewirkt, war Co-Direktorin und Kuratorin des UHURU African Film Festival in Rio de Janeiro und programmierte für Film Africa London.

Zudem war sie Programmdirektorin bei der Africa Film Society in Ghana und arbeitete als Projektmanagerin für eine Plattform der afrikanischen Filmindustrie mit dem Goethe-Institut. Nsiah war vier Jahre lang Mitglied des Auswahlkomitees des Berlinale-Forums, co-kuratierte das Sonderprogramm Fiktionsbescheinigung und ist derzeit Mitglied des Auswahlkomitees des Berlinale-Wettbewerbs. Außerdem co-kuratiert sie das Africa Film Festival Köln (AFFK) und kuratiert für die Streaming-Plattform Cinelogue.