IM FOKUS:
sonic frictions – „What does it mean to translate the void?“
Von Gespenstern bewohnte Bilder und Imaginationen; Archive und Erzählungen zerrissen und durchzogen von Leerstellen und Spuren kolonialer Gewalt, instrumentalisiert für die Festschreibung von Bedeutung. Sonic Frictions vereint Filmpraxen die gegen das Bild rebellieren und Rissen mit spekulativen Gegenerzählungen begegnen. In kritischer Fabulation wird Stille dekonstruiert, das Remixen und Neuanordnen wird zum Widerstand. Im Zerren, Dehnen und Zerreißen von Linearitäten, unterbrechen filmische Verfahren die Grammatik hegemonialer Logiken und Zeitlichkeiten. Es erschließen sich Sphären, in denen Geister fixierte Raum-Zeit Anordnungen durchbrechen und dabei utopische Seinsweisen erproben. Geraffte Soundscapes, getragen von Rhythmen, Geflüster und Songs dienen als tonale Interventionen und eröffnen Orte jenseits von Framings, zwischen und hinter den Bildkadern. Codierte Verkörperungen, Gesten und Bewegungen werden zu Träger*innen von Wissen und Erinnerung. In der Annäherung an das Archiv vereinen sich die versammelten Filme über Suchbewegungen nach dem, was sich hinter den Bildern befindet. Drei Vorschläge, erweitert durch sonic extensions, die in den Kinoraum überfließen, legen Geister, Stimmen und Erscheinungen frei.
_______ Jedes der drei Programme wird erweitert durch sonic extensions von Soñ Gweha aka SOÑXSEED
Ein Programm kuratiert von Djamila Grandits & Lara Bellon
sonic frictions – „Sometimes, when the ghost smiles it hurts his face.“
KURZFILMPROGRAMM I
SONNTAG, 11.05. | 19:45 Uhr
De France, Saal 1 | TICKETS
In drei Kurzfilmen, der letzte entstand in Zusammenarbeit mit seiner Schwester Audrey Jean-Baptiste, enthüllt Maxime Jean-Baptiste Präsenzen und Kontinuitäten, spürt Geistern und Archiven nach und lässt sie dabei widerhallen. Das Zurückspulen wird zu einer spekulativen Praxis, die es ermöglicht, in der Störung Sinn zu erkennen und in die von Beats und Geflüster bevölkerte Leere zwischen den Bildern hineinzuhorchen. Diasporische Bewegungen überwinden Zeit und Raum. In eindringlichen Soundscapes brechen widerständige Stimmen koloniale Repräsentationen und spinnen dabei ein Netz aus komplexen Bezügen um Guyana.
Maxime Jean-Baptiste wuchs in Frankreich im Kontext guyanischer und westindischer Diaspora auf und lebt in Brüssel und Paris. Seine audiovisuelle und performative Arbeit konzentriert sich auf Archive und Formen des Re-Enactments als Perspektive für die Konzeption lebendiger und verkörperter Erinnerung.
_______ sonic extensions von Soñ Gweha aka SOÑXSEED
Filme
sonic frictions – on altered truths and so-called archives
KURZFILMPROGRAMM II
MONTAG, 12.05. | 19:15 Uhr
De France, Saal 1 | TICKETS
Ein ständiges Ziehen hin zu Bewegung verkörpert sowohl in den physischen als auch narrativen Rhythmen, Wiederholungen und Choreographien. In Praktiken der Überlagerung und Neuordnung von Material erschließen sich Dissonanzen und Synchronitäten zwischen Ton und Bild und bringen Brüche hervor, die Räume für Fabulation schaffen. In Onyeka Igwe’s Arbeiten durchbrechen Gesten, chorale Arrangements und Textinterventionen archiviertes Schweigens und koloniale Gewalt. Verkörperungen und Tanz als Wissensformen gesetzt, bringen dabei die hegemonialen Regime der Wissens- und Bildproduktion ins Wanken.
Onyeka Igwe ist Künstlerin und Wissenschaftlerin, die zwischen Kino und Installation arbeitet und in London lebt. In ihrer nicht-fiktionalen Praxis, verschränkt Onyeka Tanz, Stimme, Archiv und Text und die Vielschichtigkeit von Narrativen offenzulegen.
_______ sonic extensions von Soñ Gweha aka SOÑXSEED
Filme
sonic frictions – „It’s after the end of the world. Don’t you know that yet?“
THE LAST ANGEL OF HISTORY
DIENSTAG, 13.05. | 20:00 Uhr
De France, Saal 1 | TICKETS
John Akomfrah ist ein in Ghana geborener britischer Künstler und Filmemacher, dessen Werk von einer Auseinandersetzung mit Erinnerung, dem Erbe des Kolonialismus, Zeitlichkeiten und Ästhetiken der Schwarzen Diaspora geprägt ist. Als Reaktion auf die sozialen Unruhen in Großbritannien der 80er Jahre gründete er das Black Audio Film Collective mit, eine Medienwerkstatt, die für ihre experimentellen Filme bekannt ist und sich mit schwarzer populärer und politischer Kultur beschäftigt. Akomfrah verbindet in seinen Arbeiten neues Material mit Archivaufnahmen und erschafft so Erzählungen, die persönliche und historische Erinnerungen, Vergangenheit und Gegenwart miteinander verweben.
_______ sonic extensions von Soñ Gweha aka SOÑXSEED