2012

VIELLEICHT EXISTIERT ARMENIEN NUR IN MEINER VORSTELLUNG

VIELLEICHT EXISTIERT ARMENIEN NUR IN MEINER VORSTELLUNG

Karin Hammer | Österreich, Armenien 2011 | 48 Min. | OmeU

Eine Reise nach Europa ist Teil der senegalesischen kollektiven Fantasie. In Louga, einer Region mit starker Migrationstradition, hat jede Familie mindestens ein Mitglied, das nach Europa ausgewandert ist. Auf einer Reise zurück in sein Heimatdorf diskutiert Dame Sarr mit Einheimischen über Migration. Junge Menschen, Bäuerinnen und Bauern, Studierende, Fischer, RückwanderInnen, EntwicklungshelferInnen, Frauen von Migranten und islamische Heilige der Gemeinschaft offenbaren während der Gespräche ihr eigenes Bild von Migration. Die Ursachen und Folgen senegalesischer Migration werden durch die Ansichten dieser AkteurInnen erläutert. 

Es sei die Vergangenheit, die die Zukunft Armeniens bestimmt, sagt eine Frau gleich zu Beginn des Films. Vieles was danach gesagt wird, soll ihr recht geben. Unter anderem die beiden Konflikte um den, von der offiziellen Türkei nicht eingestandenen, Genozid an den Armeniern während des Ersten Weltkrieges, als auch um das von Aserbaidschan und Armenien umkämpfte Gebiet in Berg-Karabach, hinterlassen im Alltagsleben der Armenier ihre Spuren. Die Besinnung auf Herkunft, Sprache, Religion und Tradition steht im Kontrast zur stetig voranschreitenden Verwestlichung der armenischen Jugend.

Vor allem die Frauen fühlen sich eingezwängt in den Traditionen und der Rollenzuschreibung, auf der anderen Seite befürworten sie diese, und können sich nicht vorstellen ihrer Heimat jemals den Rücken zuzukehren .Europa bedeutet für sie sowohl Zufluchtsort als auch Feindbild. Stets präsent aber nie aufdringlich hält Karin Hammer mit ihrer super8 Kamera Bruchstücke des armenischen Alltags fest. In losen Interviews äußern sich ArmenierInnen über Politisches wie Alltägliches: Krieg, die Sowjetzeit, der Konflikt um Berg-Karabach, die Sehnsucht nach dem Berg Ararat und das traditionelle Rollenbild werden immer wieder thematisiert.

Die grobe 8mm-Ästhetik, die die Bilder wirken lässt als entstammten sie direkt der armenischen Vergangenheit, erweist sich als bestimmendes Element des Films: So fern uns diese Bilder sind, so fern ist vielen von uns auch dieses Land. (David Krems)